Conrad Binding

Cover Conrad Binding

Elmar Wolfart

Conrad Binding 1846–1933

Ein Frankfurter Unternehmer der Gründerzeit

Mit zehn stadthistorischen Zwischenbemerkungen von Sabine Hock.

Frankfurt am Main: Kramer 2001.
 

Rastlos vorwärts mußt Du streben,
Nie ermüdet stille stehn,
Willst Du die Vollendung seh‘n

Diesen Wahlspruch stellt Conrad Binding seinen Lebenserinnerungen voran. Er hat ihn auf dem Augsburger Friedhof entdeckt, als er im Jahr 1865 nach Wien unterwegs war. Der Spruch wurde zu seinem Lebensmotto.

Vorwort

Conrad Binding (1846-1933) war eine Unternehmerpersönlichkeit. Er gehörte einer Generation an, die die Zeichen der Zeit verstand. Sie löste sich aus dem statischen Denken ihrer zünftlerischen Vorgänger und gestaltete den Wirtschaftsprozeß unter dynamischen, expansiven Aspekten neu. Aus den beschaulichen Handwerksbetrieben schuf sie mit Hilfe des technischen Fortschritts größere Unternehmen. Ihre Ideen und Taten gaben nicht nur der ökonomischen, sondern auch der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung wichtige Impulse. So wurde die Generation der neuen, wagemutigen Unternehmer Namens- und Inhaltsgeber für eine ganze Epoche: die Gründerzeit.

Conrad Binding, ein Prototyp jener Gründergeneration, baute seine Brauerei von der kleinsten zur größten in der Stadt Frankfurt am Main aus. Er war ein Patriarch, der es aufgrund seiner Leistung zu Anerkennung und Ansehen brachte und in die städtische Oberschicht aufstieg. In der Frankfurter Gesellschaft nahm Binding den ihm gebührenden Platz ein. Er engagierte sich im öffentlichen Leben und betätigte sich als Mäzen. Er war ein geachteter Bürger und ein bedeutender Repräsentant seiner Stadt. Die patriarchalischen Züge konnte Binding allerdings selbst im privaten und familiären Bereich nicht ablegen. Doch verstand er, der im Beruf immer hart arbeitete, auch zu leben und zu feiern.

Die faszinierende Persönlichkeit Conrad Binding in all ihren Facetten möchte die vorliegende Biographie vorstellen. Sie basiert vor allem auf Bindings Erinnerungen Daten aus meinem Leben / für meine Familie und einige Freunde bestimmt, worin er selbst die Stationen seiner erfolgreichen Karriere detailliert festgehalten und Rechenschaft über sein Handeln gegeben hat. Diese Aufzeichnungen charakterisieren ihn als den geborenen Unternehmer der Gründerzeit mit nie gestillter Neugier, großer Risikobereitschaft, einer Portion Kreativität und einem Gespür für die jeweilige konjunkturelle Entwicklung.

Die Autobiographie, charakteristisches Dokument einer Epoche, hat Binding nach 1921 niedergeschrieben und danach seiner Schwiegertochter in die Schreibmaschine diktiert. Aus dem Besitz des Sohnes gelangte das Originaltyposkript an das Institut für Stadtgeschichte (Stadtarchiv) in Frankfurt am Main. Bindings Erinnerungen wurden für die Publikation vollständig übernommen, nach chronologischen und sachlichen Gesichtspunkten geordnet, kommentiert und interpretiert. Die von Binding selbst verfaßten Textteile sind zur besseren Kennzeichnung kursiv gesetzt.

Um Bindings Lebensgeschichte in einen firmen- und wirtschaftsgeschichtlichen wie auch allgemein historischen Gesamtzusammenhang stellen zu können, wurden als weitere wichtige Quellen insbesondere die Berichte der Industrie- und Handelskammer über die Brauereibranche und die veröffentlichten Geschäftsberichte der von Binding geführten Brauerei herangezogen.

In dem Unternehmen, das bis heute Bindings Namen trägt, war der Verfasser selbst viele Jahre lang tätig. Im Rückblick auf Bindings Leben und Werk begegnete er mancher persönlichen Erinnerung, die etwas von dem Wirken, der Tatkraft und dem Geist des Unternehmensgründers erahnen ließ. Um die Vergangenheit lebendig zu erhalten und der Zukunft nutzbar werden zu lassen, hält der Verfasser Bindings Lebensgeschichte, die zugleich typisch für eine historische Epoche ist, der Veröffentlichung wert.

Abschließend sei allen gedankt, die bei der Beschaffung und Bearbeitung der überlieferten Quellen geholfen haben, insbesondere Frau Sylvia Goldhammer vom Institut für Stadtgeschichte in Frankfurt am Main und Herrn Dr. Ulrich Eisenbach vom Hessischen Wirtschaftsarchiv in Darmstadt.

Mit Rat und Tat unterstützten den Verfasser die Enkel von Conrad Binding und nicht zuletzt die das Werk ihres Gründers fortsetzende Binding-Brauerei, ganz besonders deren langjähriges Vorstandsmitglied, Herr Dr. Alfred Mauritz, und Herr Stefan Leppin, der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit.

Sie alle haben dazu beigetragen, die Biographie in dieser Form entstehen zu lassen.

Frankfurt am Main, im März 1999 Elmar Wolfart

Seitenanfang