Grimms Hessen

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Sabine Hock

Grimms Hessen

Ein literarischer Reiseführer auf den Spuren der Brüder Grimm

Frankfurt am Main: Societäts-Verlag 2007.
(Literaturland Hessen, Band 2).
 

Vorwort

Die Brüder Grimm kennt jedes Kind. Ihre Kinder- und Hausmärchen gelten neben der Lutherbibel als das weltweit bekannteste und verbreitetste Buch deutscher Kulturgeschichte. Das Wirken von Jacob und Wilhelm Grimm reicht aber noch viel weiter. Durch ihre Studien zur ältesten deutschen Literatur begründeten sie die Germanistik. Als Sprachforscher begannen sie das Jahrhundertprojekt eines Deutschen Wörterbuchs. Mit ihren vielfältigen philologischen Arbeiten befruchteten sie fachübergreifend etwa die Volks- und die Mythenkunde, die Rechts- und die Geschichtswissenschaft sowie die Keltistik, Romanistik und Slawistik. Zugleich barg ihr wissenschaftliches Schaffen angesichts des zeitgenössischen Strebens nach Deutschlands Einheit in Freiheit immer eine politische Dimension, was letztlich zur Wahl von Jacob Grimm in die erste Deutsche Nationalversammlung in Frankfurt 1848 führte.

Jacob und Wilhelm Grimm wurzelten, lebten und arbeiteten in Hessen. Sie wurden 1785 bzw. 1786 in Hanau geboren, wuchsen in Steinau auf, besuchten die Schule in Kassel, studierten in Marburg und verbrachten ihre wichtigste Schaffenszeit wiederum in Kassel. Zahlreichen weiteren Orten im heutigen Bundesland Hessen waren sie verbunden. Zweimal in ihrem Leben sahen sie sich allerdings gezwungen, ihre hessische Heimat zu verlassen. Ihr Abschied nach Berlin, im Alter von 56 bzw. 55 Jahren 1841, sollte endgültig sein.

Die Spuren der Brüder Grimm im heutigen Hessen gilt es zu entdecken. Der vorliegende literarische Reiseführer lädt dazu ein, mit Jacob und Wilhelm Grimm durch Hessen zu reisen. Er zeichnet ihren Lebensweg in jeweils sieben biographischen Stationen und Abstechern sowie einem Ausflug zu den Märchenorten in Hessen nach. So wird das Leben und Schaffen der Brüder Grimm ganz konkret an den authentischen Orten, Städten, Plätzen, Häusern, Gebäuden anschaulich. An jeder Lebensstation sind, nach einer einleitenden Kurzvorstellung des Ortes und mit illustrierenden Bildern wie Zitaten, die einzelnen Grimmstätten ausführlich beschrieben, wobei zur Orientierung des Reisenden immer der heutige Zustand der Stätten berücksichtigt ist. Ergänzend gibt es innerhalb des Kapitels kleine Exkurse, etwa zur Geschichte anderer, heute verschwundener Grimmstätten, und am Schluss eine Infobox mit Adressen und Öffnungszeiten. Die einzelnen Kapitel und Abschnitte bauen zwar aufeinander auf, sind jedoch auch unabhängig voneinander und in beliebiger Reihenfolge verständlich. Bewusst werden keine touristischen Routen vorgegeben, damit jeder seinen eigenen Weg zu den Brüdern Grimm finden kann.

In eigener Sache: Es ist kein Kinderspiel, ein Buch über die Brüder Grimm zu schreiben. Den Kampf mit der Materialfülle und gegen die Legendenbildung nahm die Autorin auf. Auch den Mut zur Lücke und die Andacht zum Unbedeutenden im grimmigen Sinne brachte sie mit. Doch gegen die Windmühlenflügel, die von Grimmstätten und Grimmforschern in deren Wettstreit untereinander angetrieben werden, kam sie oft nicht an. Umso größerer Dank gilt allen, die sie auf der Suche nach den Brüdern Grimm in Hessen unterstützt haben. Dennoch blieben einige Fragen offen, einige Recherchen unabgeschlossen. Vielleicht wirkt ja das Erscheinen dieses Büchleins klärend. Dann könnte eine zweite Auflage folgen, ganz nach dem Vorbild der Brüder Grimm, die ihre Werke stets aufs Neue ergänzten und überarbeiteten.

Frankfurt am Main, den 24. Februar 2007
Sabine Hock

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