Karl Heussenstamm

Cover Karl Heussenstamm

Sabine Hock

Dr. jur. Karl Heussenstamm

Bürgermeister, Demokrat, Schulpolitiker und Stiftungsgründer (1835–1913)

Hg. v. Dagmar Priepke, Heussenstamm-Stiftung,
in Kooperation mit dem Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main und der Frankfurter Historischen Kommission.
Frankfurt am Main 2012.
 

„Ach, es gab tatsächlich einen Herrn Heussenstamm!?“, staunen viele Besucher der Ausstellungen in der Heussenstamm-Stiftung, wenn sie von deren Gründer und Namensgeber erfahren. Heute ist Karl Heussenstamm fast vergessen, obwohl er einst als langjähriger Bürgermeister den Weg seiner Heimatstadt Frankfurt in die Moderne mitbereitete. Erstmals erzählt diese biografische Denkschrift die Lebensgeschichte von Karl Heussenstamm aufgrund einer umfassenden Quellenrecherche und -auswertung.

Demokrat
Carl Jacob Moritz, gen. Karl, Heussenstamm wurde am 4. Juni 1835 in Frankfurt am Main geboren. Er stammte aus einer alteingesessenen Handwerkerfamilie. Sein Vater, der Hypothekenbuchführer Dr. Georg Jakob Heussenstamm, hatte den Aufstieg ins städtische Beamtentum geschafft. Nach dem Besuch des Frankfurter Gymnasiums studierte Karl Heussenstamm Rechtswissenschaft in Heidelberg und Göttingen. 1856 ließ sich der promovierte Jurist als Advokat in seiner Heimatstadt nieder. Als linksliberaler Demokrat wurde er 1872 in die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung gewählt, der er seit Anfang 1873 angehörte, zunächst als Schriftführer, dann als stellvertretender Vorsitzender und schließlich als Vorsitzender.

Bürgermeister
Als Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung war Karl Heussenstamm 1879/80 wesentlich an der Verpflichtung von Johannes Miquel zum Oberbürgermeister beteiligt. An dessen Seite und als dessen Stellvertreter amtierte Heussenstamm seit dem 3. März 1880 als Zweiter Bürgermeister. Im kommenden Jahrzehnt prägten Miquel und Heussenstamm an der politischen und administrativen Spitze die weitere Entwicklung Frankfurts zur modernen Großstadt, auch wenn zunächst die – letztlich geglückte – Konsolidierung der städtischen Finanzen im Vordergrund stehen musste. Auch unter dem neuen Oberbürgermeister Franz Adickes blieb Heussenstamm weiter, insgesamt über 19 Jahre lang, im Bürgermeisteramt.

Schulpolitiker
Als seine wichtigste Aufgabe im Magistrat übernahm Karl Heussenstamm die Leitung der Städtischen Schulbehörden. Der Schulverwaltung, mit der er sich nach eigener Aussage „auf das innigste verwachsen“ fühlte, widmete er „den besten Theil“ seines Lebens. Besonders setzte er sich für die Aufrechterhaltung der Simultanschule ein, deren überkonfessionelles Konzept seiner liberalen und fortschrittlichen Haltung in der Schulpolitik entsprach. Gelegentlich vertrat er auch ungewöhnliche Lösungen: Als die Arnsburgerschule dringend eine Turnhalle brauchte, setzte er sich dafür ein, die baufällige Dominikanerkirche dafür herzurichten. So sicherte er das Gebäude vor dem Abriss und den Schulsport für die Kinder.

Stiftungsgründer
Das Bürgermeisteramt legte Karl Heussenstamm aus gesundheitlichen Gründen am 30. Juni 1899 nieder. Aber auch im Ruhestand blieb er noch politisch aktiv, als Mitglied des Kommunallandtags und Vorsitzender des Landesausschusses in Wiesbaden; zudem engagierte er sich auf sozialem Gebiet, und laut zeitgenössischen Presseberichten wollte er seine Mußestunden in der Stadtbibliothek verbringen.
Nach längerem Leiden starb Karl Heussenstamm am 29. Juli 1913 in seiner Frankfurter Wohnung. In seinem Testament, das er am 12. Dezember 1912 aufgesetzt hatte, vermachte er der Stadt Frankfurt die Summe von 150.000 Mark zur Errichtung einer „Heussenstamm’schen Stiftung“. Damit wollte er die Erinnerung an seine Familie erhalten und seine Verbundenheit mit seiner Heimatstadt ausdrücken. Nach Heussenstamms letztem Willen sollte die Stiftung der Wohltätigkeit im weiteren Sinne oder auch der gewerblichen, wissenschaftlichen oder künstlerischen Förderung dienen. Diesem Auftrag ist die Heussenstamm-Stiftung im Namen ihres Gründers bis heute verpflichtet

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