Liesel Christ Biographie

Cover Christ-Biographie

Sabine Hock

Liesel Christ Volksschauspielerin

Eine Biographie.

Frankfurt am Main: Kramer 2004
 

Liesel Christ, die Prinzipalin des Volkstheaters, hat sich mit ihrer großen Schauspielkunst und ihrer natürlichen Menschlichkeit in die Herzen des Publikums gespielt. Unvergesslich ist sie der Fernsehnation in der Rolle der Mamma Hesselbach. Ihre Karriere liest sich wie eine glänzende Erfolgsgeschichte. Doch dieser Erfolg war das Ergebnis harter Arbeit und großer Zielstrebigkeit.

Diese gründlich recherchierte Biographie erlaubt erstmals einen unverstellten Blick auf das Lebensschicksal und hinter die Kulissen des Theatererfolges.
 

Vorwort

Auf der „Frankfurter Treppe“ steht Liesel Christ. Sie ist es, unverkennbar in ihrer typischen Mimik und Gestik, zwischen all den anderen Persönlichkeiten aus dem geistigen Leben der Stadt im 20. Jahrhundert. Aus der Ferne wirkt das monumentale Wandbild, das der Münchner Künstler Stephan Huber für das Foyer des „Maintower“ geschaffen hat, wie eine Fotografie. Bei der Annäherung löst es sich plötzlich in Unschärfe auf: Es ist ein Mosaik, bestehend aus Tausenden von winzigen Glassteinchen, gelegt in monatelanger Arbeit nach althergebrachter Technik.
Der Beruf des Mosaiklegers gleicht dem des Biographen. Beide müssen mit handwerklichem Geschick präzise Steinchen für Steinchen zusammensetzen. Die eigentliche Kunst aber beherrschen sie nur, wenn es ihnen gelingt, dabei im ständigen Wechsel zwischen Annäherung und Distanzierung eben kein Stückwerk, sondern ein großes Ganzes entstehen zu lassen: Aus dem richtigen Abstand betrachtet, fügt sich ihre Arbeit dann zu einem stimmigen und realistischen Bild.

Ich habe Liesel Christ im Jahr 1989 persönlich kennengelernt, im Rahmen der Recherchen zu einer von mir mitverfassten und 1991 als Buch erschienenen Dokumentation über die „Hesselbachs“. Durch diesen ersten Kontakt kam ich zum Volkstheater, wo ich ab 1990 freiberuflich in der Dramaturgie tätig war. Dadurch habe ich Liesel Christ in ihren letzten Lebensjahren direkt in ihrer Arbeit als Prinzipalin und Schauspielerin erlebt. Doch mein eigenes Bild der Christ musste ich erst einmal „vergessen“, als ich mit der Arbeit an ihrer Biographie begann. Erst aus der Distanz konnte ich unbefangen an die Recherchen herangehen und mich darüber, nun aus ganz anderer Perspektive, wieder an Liesel Christ annähern. In das neu gewonnene Bild konnte ich später meine eigenen Erinnerungen an sie wieder einfügen.
Als ich Liesel Christ traf, war sie schon eine lebende Legende. Mamma Hesselbach, Prinzipalin des Volkstheaters, Frankfurts Botschafterin in der Welt: Das Image, das die Christ populär gemacht hat, reduzierte sie zwangsläufig auch. Viele ihrer früheren Rollen, das Wunderkind auf den Frankfurter Bühnen, die Operettensoubrette in Heilbronn oder der Publikumsliebling der Landesbühne Rhein-Main etwa, erschienen vergleichsweise unbedeutend und gerieten fast in Vergessenheit. Doch Liesel Christ hat in jedem Lebensabschnitt, seit ihrem ersten Bühnenauftritt im Alter von viereinhalb Jahren, ihren Weg gefunden und aus allen Lebenslagen etwas für sich gemacht. So fügte sich Rolle für Rolle ihr Leben, ihre Karriere zu einem geglückten Ganzen, und wenn diese Frau nur eine der vielen Rollen, vielleicht nur ein winziges Röllchen nicht gespielt hätte, dann wäre aus ihr nicht das geworden, was sie ist: Liesel Christ.

An diesem Lebensentwurf orientiert sich die vorliegende Biographie von Liesel Christ. Im Zentrum werden also nicht ihre Zeit als Mamma Hesselbach in der Fernsehserie oder ihre späten Jahre als Gründerin und Prinzipalin des Frankfurter Volkstheaters stehen. Vielmehr wird allen Stationen in ihrem Künstlerleben ein gebührender Platz eingeräumt. Natürlich sollen dabei auch die Fans der „Hesselbachs“ wie des Volkstheaters, jener beiden Institutionen, die das - nicht nur hessische - Kulturleben geprägt haben, auf ihre Kosten kommen, zumal ich mich entschlossen habe, die eingetrampelten Pfade der oft massenweise überlieferten Berichterstattung möglichst nicht zu gehen. Ich würde mich daher freuen, wenn meine Leserinnen und Leser in diesem Buch allerhand vorher Unbekanntes und Interessantes entdecken könnten. Nicht finden werden sie allerdings „Enthüllungsstories“ im Stile der derzeit inflationären Autobiographien aus der „Starszene“, selbst wenn ich hier den Blick hinter das Image einer Schauspielerin versuche.

Die vorliegende Biographie richtet sich zwar durchaus an ein breites Publikum, ist jedoch auf wissenschaftlicher Basis erarbeitet, wobei die Quellen durch gründliche Recherchen und Auswertung erschlossen wurden. Mein besonderes Augenmerk galt eigenen (biographischen) Aussagen von Liesel Christ, etwa in Interviews mit Presse, vor allem aber mit Hörfunk und Fernsehen sowie in ihrem Buch „Mei Frankfort“ (1992). Aus dem Nachlass von Liesel Christ stellte mir die Familie, namentlich die Töchter Gisela Dahlem-Christ und Bärbel Christ-Heß, einige wichtige Dokumente sowie umfangreiches, leider oft undatiertes Presse- und Fotomaterial zur Verfügung. Gisela Dahlem-Christ, die mutig und engagiert an die Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit heranging, stand mir in zahlreichen Gesprächen immer wieder Rede und Antwort und ermöglichte außerdem eine gemeinsame Archivreise nach Heilbronn. Bärbel Christ-Heß durchforstete mit mir in vielstündiger Arbeit den Nachlass ihrer Mutter und das Archiv des Volkstheaters, um Quellen- und vor allem Fotomaterial zu sichten. Außerdem unterstützten mich über 40 weitere Freunde, Kollegen und Zeitgenossen von Liesel Christ, die mir ihre Erinnerungen an sie erzählten oder schrieben. Ihnen allen, die im Quellenverzeichnis auch namentlich genannt sind, gilt mein besonderer Dank.

Wichtiges Quellenmaterial stammt außerdem aus dem Besitz folgender Archive und Institutionen, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ich wegen ihrer oft äußerst engagierten Hilfe ebenfalls zu Dank verpflichtet bin: aus dem Institut für Stadtgeschichte und der Stadt- und Universitätsbibliothek in Frankfurt am Main, dem Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden, den Stadtarchiven in Bielefeld, Heilbronn, Koblenz und Mainz sowie den Archiven des Theaters Bielefeld, der Frankfurter Neuen Presse, der Heilbronner Stimme, des Hessischen Rundfunks, des Zweiten Deutschen Fernsehens und vor allem des Volkstheaters Frankfurt. Zur Geschichte des Theaters, insbesondere in Frankfurt, konnte ich zurückgreifen u. a. auf Publikationen von Heinrich Heym (1963), Albert Richard Mohr (ab 1968), Jürgen Kirschner (1989), Kai Gniffke (1990) und Bettina Schültke (1997), auf Periodica wie den Frankfurter Theater Almanach, die Blätter der Städtischen Bühnen und die „Volksbühne“ sowie auf Festschriften, Programmhefte und Besetzungszettel einzelner Theater. Zur Geschichte der Medien-„Familie Hesselbach“ lagen mir u. a. die Bücher von Harald Schäfer (1973 und 1996) sowie von Sigrid Butteron et al. (unter Mitarb. d. Verf., 1991) vor, wobei ich zu dem letztgenannten Werk auch Materialien (wie z. B. Gesprächsprotokolle) aus der Entstehungsphase nutzen konnte. Sämtliche Quellen- und Literaturangaben sind detailliert im Anhang aufgeführt.

Dieses Buch erscheint mit freundlicher Unterstützung der Vereine „Frankfurter Volkstheater e. V.“ und „Freunde Frankfurts, Verein zur Pflege der Frankfurter Tradition e. V.“. Mein ganz besonders herzlicher Dank gilt der Verlegerin Dr. Henriette Kramer, meinem „Lektor“ Prof. Dr. Dieter Rebentisch sowie vor allem meiner Familie. Ohne ihre Hilfe wäre das Projekt nicht abgeschlossen worden.

Frankfurt am Main, im August 2004
Sabine Hock

Würdigungen und Erinnerungen
- Liesel Christ aus der Sicht von Freunden, Kollegen und anderen Zeitgenossen -

Sehr zu unserem Bedauern konnten diese Beiträge in der im Buchhandel erhältlichen Ausgabe nicht berücksichtigt werden, können jedoch hier unter Einbeziehung eines Geleitwortes vollständig abgerufen werden: Umfrage!

Siehe hierzu auch Dokumentation zur Biographie von Liesel Christ!

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